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Und an An Gola (Bier !) gönne mer uns totsaufe !
 ...und beziehen einen sauber geteerten Nachtplatz auf dem Gelände einer stillgelegten Tankstelle neben der Hauptstrasse - viel Verkehr ist ja nun aus keiner Richtung mehr zu erwarten !
Nach weiteren 15 km bei ähnlichen Bildern am Ende der Umfahrung angekommen, gönnen wir uns die 7 km auf der Teerstrasse zurück zur Ursache dieser nun rückblickend ganz netten Episode : Furten wäre hier bei den steilen Ufern tatsächlich auch spannend geworden, wir beschauen uns noch ein wenig die Ameisenstrasse, mit der Gasflaschen zu Fuss von dieser Seite des Flusses auf ein Fahrzeug auf der anderen Seite verbracht werden, bestaunen die Aktivitäten, die einen spontanen Marktplatz bei jeder unverhofften Gelegenheit entstehen lassen ...
Und dass ALLE Entscheidungen richtig waren, bekommen wir nur 10 Minuten später eindrucksvoll bestätigt !!
Wir überlegen kurz und beschliessen dann den Versuch, hinterher zu fahren, solange wir zur Not die Maschine noch irgendwie erreichen können. Die kurze Abstimmung, ob Fotos von ausserhalb des Fahrzeugs gemacht werden sollen, entscheidet Frau Hurz entschie-den für sich und gegen das Publikum und so schlingern wir, mehr diagonal schiebend, als geradeaus fahrend, durch den Matsch, immer bestrebt, nicht in die Kettengräben des Caterpillars zu geraten - und wissen bis heute nicht wirklich, wie das geklappt hat !
 ...und dabei dieses Resultat a la Panzerübungsgelände hinterlässt ! Zu schmale Ketten für den Schlamm, nach einigem Hin und Her die Bergeaktion abgebrochen und damit die einzige Umfahrung der abgängigen Brücke für Normalfahrzeuge unpassierbar gemacht !
Und es klappt und der Fahrer freut sich wie Bolle, tauscht seinen Schweiß mit Herrn Flott, der nach dem Frust vom Vortag auch sehr glücklich ist - und es geht ab durch die Mitte !
Jedenfalls zunächst für weitere 5 km, dann verändert sich die Beschaffenheit der Piste wieder mal zum Negativen !
Und während wir noch das Desaster bestaunen, sehen wir, wie sich ganz weit hinten die annoncierte Maschine, eine Caterpillar, heimlich,still und leise aus dem Schlamm macht ....
 
Also hurz Reifendruck runter, den gestern erst zerissenen Bergegurt zusammengeknotet (klaro, ist bei Strafe verboten !) und das leichteste Opfer ausgesucht, da die Traktion in diesem Dreck nun nicht für die ganz schweren Brocken ausreicht ! Reicht zumindest als Ausrede und ausserdem kommt ja gleich die tolle Maschina !
Ist letztendlich auch wurscht ! Die wohl seit mehr als 10 Stunden bestehende Situation hat für uns folgende Kon-sequenzen : durch die Mitte geht nicht und eine weitere Umfahrung um den Sattelzug herum, die für uns problemlos und mit wenig weiterer Zerstörung möglich wäre, lässt Oma Maisfeld auch gegen Geld nicht zu ! Aber es soll in Kürze (nur 5 Minuten !) eine Maschine kommen, die alle wegziehen kann ! Frau Hurz möchte das abwarten, doch Herr Flott stellt die 5 Minuten generell in Frage und bevorzugt mit Blick auf den sich immer mehr bewölkenden Himmel eine neue Schleppaktion ...
Also hoppeln wir - mal besser, mal schlechter, die ersten 20 km tapfer voran, wundern uns, dass uns nur hin und wieder ein Moped entgegen kommt und stossen plötzlich auf diese afrikanisch gestylte Strassensperre ! Oben das Bild in Fahrtrichtung, links entgegen und unten von der Seite : der mittlerweile halb entladene Maistransporter steckte wohl als erster und wie insbesondere der mit einem Sammeltaxi beladene Sattelzug meinte, durch das nasse Maisfeld umfahren zu können, stösst auf mal wieder typisch europäisches Minderverständnis ...
Und heiter geht´s weiter : südlich von Huambo erfah-ren wir an einem Checkpoint, dass irgendwo weiter auf der Strecke nach Lubango eine Brücke zusammenge-brochen ist, weitere Details verstehen wir nicht und werden erst in Caconda von der Polizei auf eine Um-fahrung gewiesen ! Qualität der Piste ? Mais o Menus.
Andere Möglichkeit ? Mui mui mal ! Länge ? 40 oder 50 km... Und wir hatten uns gerade nach dem letzten Gerumpel über den Teer unter unseren Rädern gefreut !
Die andere Seite der Regenzeit : wir sind auf der HAUPTstrasse von Huambo nach Lubango, zwei der grösseren Städte Angolas, auf der aus unerfindlichen Gründen rd 50 km Asphalt fehlen, was aber auch diesen Sattelzug nicht davon abhält, diesen Mist trotz schwerstem Regen und in tiefer Nacht durchqueren zu wollen ! Wie der Fahrer den Auflieger nun letztlich in diese Position manövriert hat, haben wir nicht ganz verstanden - aber seine Zusicherung, dass der Container leer sei, verleitet Herrn Flott zu einem Bergeversuch, der ohne einen Zentimeter Bewegung mit einem gerissenen Bergegurt endet ! "Hab ich doch gleich gesagt" kommt von ...?
Ungefähr 300 km östlich von Luanda und in angenehm kühler Hochlage : die Wasserfälle von Calandula - die dritthöchsten Afrika´s und dank Regenzeit sogar mit besonders viel Wasser !
Wir sind in der Hauptstadt Luanda ange-kommen - in einer Stadt, für die der Reiseführer als besondere Sehenswürdigkeit die im portugiesischen Kolonialstil erhaltene Zentralbank heraushebt ! Aber unser Platz in der Marina mit Blick auf die Skyline und mit Möglichkeit zum Duschen und Wasser-fassen ist ganz ok ...
Zum Thema Strassenverkehr in Angola kursieren zwar wilde Geschichten, können aber eigentlich nur von Leuten stammen, die noch nie eigene Räder in Indien bewegt haben - nur wenn einer dieser blauen Überlandbusse im Spiegel auftaucht, ist tatsächlich mit drastisch erhöhter Schwerkriminalität hinterm Lenkrad zu rechnen !
Wie gesagt : übernachten, selbst hier in der direkten Nachbarschaft eines Dorfes, ist überhaupt kein Problem. Vorbeilaufende oder -fahrende Be-wohner freuen sich über unser aktives "Bom Dia", lassen uns ansonsten aber respektvoll in Ruhe. Nur wo der Hunger zwickt, werden wir (mehr als nur einmal) zurückhaltend um ein Stück Brot gebeten. Und ob dieser Dosen-sammler heute abend satt wird ?
Wir sind in der Regenzeit eingereist, was einerseits eine im Gegensatz zum trockenen Namibia wohltuend grüne Kulisse generiert, andererseits aber erhöhte Aufmerk-samkeit erfordert, sobald man Strasse und/oder Piste verlässt - wir kommen darauf noch zurück ...
 ... und am nächsten Morgen gemeinsames Fischeputzen mit Tante Hurz. Dank schwarz eingetauschter Kwanzas umgerechnet 1,50 € für einen ganzen Eimer leckeren Fisch frisch vom Boot - da verbieten sich jegliche Preisverhandlungen ! Nur schade, dass unser Portugiesisch immer noch nicht für eine nette Konversation reicht ...
Es geht nordwärts an der Küste entlang - und schnell fällt auf : fröhliche, offene, entspannte Menschen, keine Bedenken, frei und wild zu übernachten ...
Nach einem dank Marias professionell reprodu-ziertem Carnet-Schipsel problemlosen Grenzüber-gang einer der ersten Standplätze: mit selbst-gepflückten Muscheln und nur minimal snobistisch : dem Wein zum truck !
Den urollen Witz über unseren Altkanzler Kohl kennen natürlich noch die Meisten - und warum tatsächlich dorthin ? Wenig Sehenswürdigkeiten, nach wie vor bitterarm, was sich auch unter der neuen Regierung nach fast 40-jähriger Ausplünderung des Landes durch den Santos-Clan nur sehr langsam ändert, in etlichen Gebieten immer noch Minengefahr abseits offizieller Wege und Strassen als Hinterlassenschaft des erst in 2006 beendeten Bürgerkrieges : aber wir müssen nunmal aus zolltechnischen Gründen die südafrikanische Zollunion verlassen und da liegt, von Windhoek aus be-trachtet, Angola nahe. Und wenn man erst einmal 120 US $ p.P. für das Visum berappt hat (eines der teuersten unseres Reiselebens !), will man auch was sehen !
An Gola - gönne ich mich totsaufe !
15.01.2020